Rhesusaffe
Rhesusaffen (Macaca mulatta), auch Rhesusmakaken, sind von Afghanistan im Westen über Indien bis nach Thailand im Süden und China im Osten verbreitet. In historischen Zeiten waren diese Primaten in Tibet und in Süd-China sehr zahlreich, doch während der letzten 60 Jahre sind die Populationen dort drastisch zurückgegangen [9].
Der Name "Rhesus" stammt aus dem Griechischen und bezieht sich auf Rhesos, den König von Thrakien, der Priamos von Troja der Sage nach im trojanischen Krieg gegen Griechenland unterstützte [8].
Lebensraum
Rhesusaffen (Macaca mulatta) bewohnen eine breite Palette von Lebensräumen und sind äußerst anpassungsfähig. Einige Populationen leben im Flachland, während andere, etwa in Nord-Indien und Pakistan, in den Gebirgszügen des Himalaya in Höhen bis zu 3.000 m leben. Sie sind in der Lage, in einer Vielzahl von klimatischen Extremen zu überleben, etwa in heißen, trockenen Wüsten oder in Regionen, in denen die Temperaturen im Winter deutlich unter den Gefrierpunkt sinken.
Neben den in der Wildnis lebenden Affen gibt es einige Populationen von Rhesusaffen (Macaca mulatta), die sich an eine Lebensweise in der Nähe von Menschen gewöhnt haben. Gelegentlich sieht man kleine Gruppen in dicht besiedelten städtischen Gebieten Nord-Indiens. Gruppen von Rhesusaffen, die man versuchsweise wieder zurück in ihre natürliche Umgebung brachte, kamen in der Regel immer wieder in menschliche Gebiete zurück [4][10].
Aussehen
Rhesusaffen (Macaca mulatta) sind mittelgroße Primaten. Sie erreichen eine Körperlänge von 45 bis 64 cm, hinzu kommt der Schwanz mit etwa 19 - 32 cm. Männchen sind mit 6,5 bis 12,0 kg Körpergewicht deutlich schwerer als die Weibchen mit durchschnittlich 5,5 kg. Rhesusaffen (Macaca mulatta) sind auf dem Rücken grau-braun, wobei die Unterseite etwas heller ist. Die Haare oben auf dem Kopf sind recht kurz, das Gesicht und das Gesäß erwachsener Affen ist rötlich.
Ernährung
Rhesusaffen (Macaca mulatta) sind Allesfresser - sie ernähren sich von Früchten, Wurzelknollen, Kräutern, Insekten und anderen kleinen Tieren. Der Speiseplan variiert mit der Jahreszeit, so fressen sie in den Bergwäldern Nord-Pakistans im Sommer in erster Linie Kleeblätter, aber im Winter, wenn Schnee den Boden bedeckt, greifen sie zu Lebensmitteln mit geringerem Nährwert und höherem Fasergehalt, wie etwa Tannennadeln und Eichenlaub. Diese Affen scheinen ihre Umgebung im Hinblick auf Nahrungsressourcen sorgfältig zu wählen. Obwohl sie in den Wintermonaten erheblich an Körpergewicht verlieren, ist die Sterblichkeitsrate kaum höher, als zu anderen Zeiten [3][4][10].
Fortpflanzung
Obwohl Rhesusaffen (Macaca mulatta) einige Vorlieben haben, mit wem sie sich paaren, so ist ihr Fortpflanzungsverhalten doch von Promiskuität geprägt. Die Tiere leben in Gruppen mit mehreren Männchen und mehreren Weibchen, und so gibt es für den einzelnen Affen zahlreiche Gelegenheiten, sich mit mehreren Partnern paaren. Die Fortpflanzungszeiten bei Rhesusaffen (Macaca mulatta) variieren stark von Population zu Population. Gruppen in Regionen mit kalten Wintern paaren sich im Herbst, so dass die Nachkommen im Frühjahr geboren werden. Gruppen in Regionen mit weniger starken jahreszeitlichen Klimaschwankungen haben weniger feste Paarungszeiten.
Im Gegensatz zu vielen anderen Primatenarten, ist der Sexualzyklus weiblicher Rhesusaffen (Macaca mulatta) nicht von größeren, körperlichen Veränderungen begleitet. Es gibt nur eine geringe Schwellung und Rötung rund um den Genitalbereich. Der Sexualzyklus der weiblichen Rhesusaffen (Macaca mulatta) beträgt 29 Tage, während des Zyklus sind sie zwischen 8 und 11 Tage empfängnisbereit.
Um Kopulationen einzuleiten, präsentieren die Weibchen ihr Hinterteil, dessen perinealer Bereich während des Sexualzyklus eine rötere Farbe annimmt. Männliche Rhesusaffen besteigen ein Weibchen mehrere Male vor der Ejakulation. Die überproportional großen Hoden der männlichen Rhesusaffen (Macaca mulatta) und deren Größenzunahme während der Paarungszeit, hängt wahrscheinlich direkt damit zusammen, wie häufig sie über einen kurzen Zeitraum kopulieren können. In Populationen mit unterschiedlichen Fortpflanzungssaisons schwellen die Hoden der Männchen während der Paarungszeit fast auf das Doppelte ihrer normalen Größe an. [1][4][10].
Männchen mit einem hohen sozialen Rang sind bei Weibchen sehr beliebt, aber auch Männchen, die durch Freundlichkeit auffallen - wie etwa durch Fellpflege oder durch das Tragen von Jungtieren - stehen bei Weibchen als Sexualpartner hoch im Kurs [7].
Nach einer Tragzeit von rund 165 Tagen bringen die Weibchen ein einzelnes Junges zur Welt. Die Neugeborenen wiegen bei der Geburt zwischen 400 und 500g und werden für ca. 1 Jahr gestillt. Der Nachwuchs klammert sich in den ersten Lebenswochen an den Bauch der Mutter - mit zunehmender Fähigkeit, sich aufrecht zu halten, kletten sie auf den Rücken und reiten auf ihr. Weibchen werden mit etwa 2½ - 3 Jahren geschlechtsreif, Männchen viel später mit 4½ - 7 Jahren [4].
Wie bei den meisten Primaten üblich, fällt der Großteil der elterlichen Fürsorge den Weibchen zu. Mütter bieten ihren Jungen Schutz, Nahrung, Pflege - von ihnen schauen sie sich soziale Verhaltensweisen ab und lernen von der Geburt bis zur Selbstständigkeit. Die Rolle der Männchen bei der Aufzucht der Jungen ist ungewiss. Weil in den sozialen Gruppen der Rhesusaffen (Macaca mulatta) mehrere Männchen leben, und weil die Weibchen sich mit vielen dieser Männchen paaren, gibt es keine Gewissheit der Vaterschaft, so wissen Männchen gar nicht, welches der Jungtiere von ihnen abstammt und welches nicht. Eine gewisse Fürsorge für die Jungen kann bei engen Freunden der Mutter beobachtet werden, da sie wohl eher in Betracht kommen, die Jungen gezeugt zu haben.
Sozialverhalten
Rhesusaffen (Macaca mulatta) sind sehr aktiv und sehr laut. Sie genießen es, im Wasser zu baden und sind gute Schwimmer. Sie leben in Gruppen von bis zu 200 Affen. Wenn eine Gruppe die Größe von 80 bis 100 Individuen erreicht, spaltet sich oft eine Gruppe von Weibchen ab. Populationen bestehen meist aus wenigen erwachsenen Männchen und vielen, eng miteinander verwandten Weibchen. Manchmal bilden sich kleine Gruppen, die nur aus Männchen bestehen. Sie sind es auch in der Regel, die nach Erreichen der Geschlechtsreife ihre Geburtsgruppe verlassen. Paarungen zwischen Müttern und Söhnen oder unter Geschwistern sind sehr selten. Sowohl Männchen als auch Weibchen in einer Gruppe zeigen eine Vorliebe für hochrangige Mitglieder des anderen Geschlechts.
Dominanzhierarchien gibt es bei beiden Geschlechtern. Diese sind bei Männchen aber weit deutlicher ausgeprägt, da der Wettbewerb um den Zugang zu den Weibchen die Regel ist. Die weiblichen Mitglieder einer Gruppe von Rhesusaffen (Macaca mulatta) leben meist in völliger Harmonie und so kommt es nur selten zu heftigen Interaktionen. Obwohl Rhesusaffen (Macaca mulatta) in Gruppen leben, sind sie nicht territorial. Jede Gruppe hat zwar in der Regel ihren eigenen Schlafplatz, aber die Reviere benachbarter Gruppen können sich erheblich überschneiden. Konfrontationen zwischen den Gruppen sind selten. Wenn sich zwei Gruppen begegnen, zieht sich die zahlenmäßig unterlegene normalerweise zurück. Wenn trotzdem Feindseligkeiten aufkommen, dann nur aus der Tatsache heraus, dass eine Gruppe die Stärke und Dominanz der anderen Gruppe falsch eingeschätzt hat [1][2][4][5].
Der Rhesusfaktor
Rhesusaffen (Macaca mulatta) sind weltweit die zahlenmäßig häufigsten Primaten in Forschungslaboren [4][10][6]. Sie sind namengebend für den Rhesusfaktor (RhD), ein Protein auf der Zellmembran roter Blutkörperchen, das im Jahre 1940 erstmals bei diesen Affen entdeckt wurde. Auch bei Menschen findet man diesen Rhesusfaktor. Bluttransfusionen von RhD-positiven Blutspenden an RhD-negative Mädchen und Rh-negative gebärfähige Frauen (mit Ausnahme von lebensbedrohlichen Situationen) sind unbedingt zu vermeiden, da dies in späteren Stadien der Schwangerschaft gefährliche Abwehrreaktionen hervorrufen kann [4][11].
Gefährdung
Rhesusaffen (Macaca mulatta) werden von der Weltnaturschutzunion IUCN im Hinblick auf ihre sehr große Ausbreitung und ihrer Fähigkeit, in verschiedensten Umwelten zu überleben, als nicht gefährdet (Least Concern) eingestuft [9].