Ceylon-Hutaffe



Der Ceylon-Hutaffe (Macaca sinica) ist ein baumbewohnender, tagaktiver Primat aus der Gruppe der Altweltaffen (Catarrhini).

Er zählt zur Gattung der Makaken (Macaca) und ist endemisch auf Sri Lanka, der großen Insel vor der südöstlichen Spitze des Indischen Subkontinents.

Taxonomie

Primatologen erkennen drei Unterarten an, die sich in Körpergröße und Fellfarbe leicht unterscheiden: die Nominatform Macaca s. sinica lebt im Norden und Osten der Insel, Macaca s. aurifrons im Süd-Westen und Macaca s. opisthomelas im zentralen Teil. Die einzelnen Unterarten sind in ihrer Ausbreitung stark fragmentiert, so lebt Macaca s. opisthomelas (die Populationen in der feuchten Zone der Insel) in einem Umkreis von weniger als 500 km², ist jedoch auf eine Lebensraumfläche von 100 km² oder weniger beschränkt [9].

Verbreitung

Lebensraum

Ceylon-Hutaffen (Macaca sinica) leben in einer Vielzahl von Waldtypen in allen Höhenlagen bis etwa 2.100 m [9][1]. Die Unterart Macaca s. aurifrons lebt in den tropischen Regenwäldern des flachen Binnenlands sowie in feuchten Tieflandwäldern. Macaca s. opisthomelas bewohnt montanen tropischen Regenwald und Macaca s. sinica lebt in trockenen, immergrünen Wäldern in der Nähe von Gewässern [9].

Steckbrief

Aussehen

Ceylon-Hutaffen (Macaca sinica) sind die kleinsten Affen in der Gattung Macaca. Das Rückenfell ist goldbraun, die Unterseite weiß. Dieses weiße Fell erstreckt sich über den Hals bis zu den Backen und säumt die schwarzen Ohren. Ein kleines Büschel auf der Mitte des Kopfes wächst strahlenartig nach außen und ähnelt - wie ihr Name schon vermuten lässt - einem Hut oder einer Kappe. Das Gesicht ist nackt und gelbbraun, bei den Weibchen mit einem rötlichen Stich. Beide Geschlechter haben eine schwarze Unterlippe. Ceylon-Hutaffen (Macaca sinica) haben relativ zur Körpergröße die längsten Schwänze aller Makaken [6][7][10].

Ceylon-Hutaffen (Macaca sinica) sind sexuell dimorph, was sich darin äußert, dass Männchen größer sind und längere Eckzähne haben. Weibchen erreichen eine Körperlänge einschließlich Kopf von 43,2 - 45,2 cm, ihr Schwanz ist zwischen 46,5 und 56,9 cm lang. Erwachsene Weibchen erreichen ein Gewicht je nach Körpergröße zwischen 3,4 - 4,3 kg. Männchen sind mit 4,4 - 8,4 kg deutlich schwerer, was natürlich in ihrer Körpergröße begründet ist: Sie erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 44,2 - 53,3 cm, ihr Schwanz wird zischen 54,9 und 62,2 cm lang [11].

Ceylon-Hutaffe (Macaca sinica) auf einem Baum
Ceylon-Hutaffe (Macaca sinica) auf Sri Lanka. Auf den Bäumen und auf dem Boden zuhause.

Ernährung

Ceylon-Hutaffen (Macaca sinica) verbringen einen großen Teil des Tages mit der Suche nach Nahrung, die sie in den Bäumen und am Boden sammeln. Sie haben spezielle Backentaschen, die sie bei der Futtersuche vollstopfen. Bei Gefahr können sie sich samt den Nahrungsteilen verstecken und diese dann in Sicherheit verzehren. Diese muskulären Backentaschen sind mit Schleimhaut ausgekleidet und die Muskeln dienen dazu, die Nahrung für das Zerkauen wieder in den Mund zu befördern.

Die Nahrung der Ceylon-Hutaffen (Macaca sinica) besteht hauptsächlich aus Früchten und Samen (zu 75 %). Sie fressen aber auch Blüten von Bäumen, Knospen und Blätter. In ihrem Verbreitungsgebiet gibt es 46 verschiedene Baumarten von denen 40 zu Nahrungszwecken genutzt werden. Wenn verfügbar, erweitern sie ihren Speisezettel um kleine Wirbellose oder Wirbeltiere wie Vögel oder Eidechsen. Tierische Beute stellt für Ceylon-Hutaffen (Macaca sinica) eine wichtige Proteinquelle dar und die Affen verbringen einen beträchtlichen Teil der Zeit damit, nach solcher Beute zu suchen. Während der Trockenzeit reicht das Wasser, das Ceylon-Hutaffen (Macaca sinica) aus der Nahrung beziehen können, nicht mehr aus, um den Gesamtflüssigkeitsbedarf zu decken, und so müssen die Affen tägliche Wanderungen zu Wasserstellen unternehmen, um zu überleben. Als Nahrungsopportunisten machen sich Ceylon-Hutaffen (Macaca sinica) auch über Kulturpflanzen wie Reis, Kakao und Kokosnuss her, was ihnen den Ruf als Schädling eintrug [6][7].

Ceylon-Hutaffen (Macaca sinica) spielen in ihrem Ökosystem eine wichtige Rolle. Man schätzt, dass eine einelne Gruppe bis zu 1 Prozent der jährlich produzierten Früchte eines Waldgebiets verzehrt und somit die Samen der Bäume verbreitet. Bei der Nahrungssuche sieht man sie oft zusammen mit Hanuman-Languren (Semnopithecus entellus) oder Weißbartlanguren (Trachypithecus vetulus). Dabei gibt es kaum Nahrungskonkurrenz, da sich Ceylon-Hutaffen (Macaca sinica) vorwiegend von Früchten ernähren - die beiden anderen Primatenarten sind eher Blätterfresser [2][6].

Fortpflanzung

Die Weibchen der Ceylon-Hutaffen (Macaca sinica) werden im Alter von 4½ bis 5½ Jahren geschlechtsreif, Männchen sind etwas später dran- sie pflanzen sich erst mit etwa 5 - 7 Jahren fort [11]. Weibchen im Östrus scheiden einen penetrant riechenden Schleim aus ihrer Vagina aus, damit signalisieren sie potenziellen Fortpflanzungspartnern ihre Paarungsbereitschaft. Die Gruppen der Ceylon-Hutaffen (Macaca sinica) sind von Promiskuität geprägt, was u.a. bedeutet, dass sich Männchen nie der Vaterschaft eines Nachkommen sicher sein können. Die Paarung wird immer vom Männchen eingeleitet. Sobald ein Paar bereit ist sich zu paaren, zieht es sich vom Rest der Truppe zurück - oft gefolgt von jungen Männchen, die sich offenbar auch eine Chance auf Kopulation mit dem Weibchen ausrechnen. Zwar gibt es bei Ceylon-Hutaffen (Macaca sinica) eine deutliche Hierarchie unter Männchen, das bedeutet aber nicht, dass sich dominante Männchen auch häufiger paaren, als untergeordnete Männchen [6][8].

Weiblicher Bartaffe (Macaca silenus)
Ceylon-Hutaffe bei Giritale, Sri Lanka

Paarungszeit ist bei Ceylon-Hutaffen (Macaca sinica) im Spätsommer. Der genaue Zeitraum ist von Ort zu Ort verschieden und noch nicht genauer bestimmt worden, jedenfalls finden die Geburten in den Monaten Februar bis April statt [11]. Junge Weibchen gebären erstmals im Alter zwischen 4½ und 5 Jahren, danach bringen sie etwa alle 1½ Jahre nach einer sechsmonatigen Tragzeit ein einzelnes Junges zur Welt [6][8][12].

Wie bei fast allen Primaten ist die Aufzucht der Jungen die alleinige Angelegenheit der Mütter. Weibchen investieren erheblich in Schwangerschaft und Stillzeit - während der späten Schwangerschaft scheint sich ihr Energiebedarf fast zu verdoppeln. Weibchen sind es auch, die spielende Kinder und Jugendliche betreuen. Mütter schützen ihre Nachkommen, wobei sie sich bei Gefahr aber nur auf das jüngste Kind konzentrieren. Die Jungen lernen, indem sie älteren Mitgliedern der Gruppe zusehen und ihre Handlungen immitieren. Männchen tragen nur wenig zur Aufzucht der Jungen bei, möglicherweise weil sie keine Gewissheit über die Vaterschaft haben [6][7][8].

Ceylon-Hutaffen (Macaca sinica) leben hauptsächlich in Bäumen, wo sie sich vierbeinig fortbewegen. Kommen sie auf den Boden und haben die Hände voll, sind sie auch in der Lage auf zwei Beinen zu gehen. Die Gruppen dieser sozialen Primaten zählen zwischen 8 und 43 Individuen [11]. Die Gruppen können sehr lange Bestand haben, wobei Männchen ihre Geburtsgruppe aber mit der Geschlechtsreife verlassen - die Weibchen bleiben. Auch verlassen Männchen oft eine Gruppe, wenn sie einen hohen Rang in der Hierarchie verlieren [11]. Männchen und Weibchen spielen innerhalb der Gruppen unterschiedliche Rollen. Männchen führen die Gruppe und schlichten Kämpfe zwischen jüngeren Männchen. Der Rang eines Weibchens ist ausschlaggebend für den Rang ihrer Nachkommen. Es gibt eine klare Hierarchie in der Gruppe, wobei das älteste Männchen in der Regel der Chef ist, gefolgt von subadulten Männchen, dann von Weibchen und schließlich von Jungaffen [3][6][10]

Kommunikation

Als tagaktive Primaten verlassen sich Ceylon-Hutaffen (Macaca sinica) stark auf ihre visuelle Wahrnehmung. Durch ihre nach vorn gerichteten Augen erleben sie wie alle Primaten die Welt dreidimensional und sie können wie viele andere Primatenarten Farben sehen und sind sie äußerst geschickt mit Händen und Füßen. Zwischen Gruppen und Individuen findet auch akustische Kommunikation statt, so sind Wissenschaftler in der Lage, 30 verschiedene Lautäußerungen zu identifizieren. Ceylon-Hutaffen (Macaca sinica) warnen ihre Artgenossen durch Alarmrufe vor Gefahr [5][6].

Gefahren

Ceylon-Hutaffen (Macaca sinica) können in Gefangenschaft bis zu 35 Jahre alt werden. In freier Wildbahn dürfte die durchschnittliche Lebenserwartung aber erheblich niedriger sein, nicht zuletzt wegen der hohen Säuglingssterblichkeit. Auch sterben viele junge Männchen, wenn sie aus ihren Geburtsgruppen abwandern und Anschluß an eine neue Gruppe suchen. Haben die Affen erstmal die Zeit bis zur Geschlechtsreife überwunden, besteht auch die Chance, dass sie sehr alt werden [6][8].

Da Ceylon-Hutaffen (Macaca sinica) die meiste Zeit in Bäumen verbringen, hält sich die Gefahr von potenziellen Feinden gefressen zu werden, in Grenzen. Wenn wenn sie auf den Boden kommen, verhalten sie sich viel vorsichtiger als in den Bäumen. Wann immer möglich, vermeiden sie Freiflächen - und wenn dies doch nötig ist, bleiben sie in kompakten Gruppen zusammen. Wann immer ein Affe Gefahr vermutet, gibt er Alarm und die gesamte Gruppe flieht auf nahe gelegene Bäume. Befinden sie sich bereits in einem Baum, suchen sie einen Bereich mit dichtem Laub und verhalten sich mucksmäuschenstill. Um das Risiko zu minimieren, von Raubtieren gefressen zu werden, schlafen sie in Astgabeln hoch in den Bäumen und weit weg vom zentralen Baumstamm. Aus dem selben Grund schlafen Gruppen von Ceylon-Hutaffen (Macaca sinica) selten in aufeinanderfolgenden Nächten auf dem gleichen Baum. Trotz all dieser Vorsicht fallen wahrscheinlich nicht wenige Affen großen Schlangen oder Raubvögeln zum Opfer, obwohl dies bislang noch nicht dokumentiert wurde [6].

Die Hauptbedrohung für Ceylon-Hutaffen (Macaca sinica) geht vom Verlust von Lebensraum aus, der durch die Ausdehnung von Plantagen und der Abholzung der Wälder für Brennstoff verursacht wird. Weitere Bedrohungen gehen von der Fallenstellerei und dem Abschießen oder Vergiften aus, da die Affen in ihrem Verbreitungsgebiet als Schädlinge angesehen werden [9]. Viele Affen werden auf Märkten als Haustiere angeboten [4].

Obwohl Ceylon-Hutaffen (Macaca sinica) eine weit verbreitete Art sind, sind die Populationen in den letzten 40 Jahren (=drei Generationen) um mehr als 50 % zurückgegangen. Die Weltnaturschutzunion stuft die Art daher als stark gefährdet (Endangered) ein [4].

Systematik


Literatur

[1] Corbet und Hill, 1992; [2] Dewit et al., 1991; [3] Dittus und Ratnayeke, 1989; [4] Dittus, W., Watson, A. & Molur, S. 2008. Macaca sinica. In: IUCN 2010. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2010.1. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 09 May 2010; [5] Eimerl und DeVore, 1965; [6] Fooden, 1979; [7] Hains, 1970; [8] Michael und Crook. 1973; [9] Molur et al., 2003; [10] Napier, 1967; [11] Rowe, 1996; [12] Tuttle, 1975