Zaunkönig


Zaunkönig

Zaunkönig (Troglodytes troglodytes)

Systematik
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung: Singvögel (Passeri)
Familie: Zaunkönige (Troglodytidae)
Gattung: Troglodytes
Art: Zaunkönig
Wissenschaftlicher Name
Troglodytes troglodytes
(Linnaeus, 1758)

Der Zaunkönig (Troglodytes troglodytes) ist die einzige in Eurasien vorkommende Art aus der Vogelfamilie der Zaunkönige (Troglodytidae). Zudem ist er nach dem Winter- und Sommergoldhähnchen der drittkleinste Vogel Europas. Lange Zeit wurde er „Schneekönig“ genannt, da er auch im Winter lebhaft singt. Der Zaunkönig besiedelt Europa, Nordafrika, Vorder-, Zentral- und Ostasien und Nordamerika. Seine Nahrung setzt sich aus Spinnen, Weberknechten und Insekten, wie beispielsweise Nachtfaltern und Fliegen, sowie deren Eiern und Larven zusammen. Die Art gilt derzeit als nicht gefährdet.

In Erzählungen trägt der Zaunkönig den Ruf der Schlauheit und List. Diese Nachrede geht auf eine Fabel des Äsop zurück, nach der die Vögel einst beschlossen, denjenigen von ihnen zum König zu machen, der am höchsten flöge. Dies vermochte der Adler, aber dem Zaunkönig gelang es durch eine List, diesen zu übertreffen.

Beschreibung

Der Zaunkönig ist wie alle Vertreter der Gattung von runder Gestalt, mit meist hochgestelltem Schwanz. Der spitze, leicht gebogene Schnabel ist im oberen Teil schwarzbraun und im unteren Teil gelblich gefärbt. Die Iris des Auges ist nussbraun. Das Gefieder ist an der Oberseite rotbraun und an der Unterseite fahlbraun gefärbt. Ein undeutlicher cremefarbiger Überaugenstrich endet an den dunklen Ohrdecken. An Schwanz, Flügeln und Flanken befinden sich dunkelbraune Wellenlinien. Männchen und Weibchen sehen gleich aus. Während die Flügel beim Weibchen eine Länge von 45 bis 48 Millimeter aufweisen, sind sie beim Männchen zwischen 49 und 53 Millimeter lang. Die Füße sind fleischfarben bis bräunlich. Zaunkönige haben eine Körperlänge von 9,5 bis 11 Zentimeter. Die Flügelspannweite beträgt 14 bis 15 Zentimeter und das Körpergewicht liegt meist zwischen 7,5 und 11 Gramm.

Die Jungvögel gleichen den Altvögeln, die dunkle Bänderung ist jedoch nicht so ausgeprägt. Die Nestlinge haben an Kopf und Rücken kurze, schüttere dunkelgraue Daunen. Der Rachen ist leuchtend gelb und die Randwülste sind blassgelb. Die Jugendmauser findet je nach Schlupf in Mitteleuropa zwischen Ende Juli und Ende Oktober statt. Die Zeit der Brutmauser, eine Vollmauser der Altvögel, liegt im August bis Oktober. Die Ruhemauser als Teilmauser findet von Januar bis April statt.

Der Zaunkönig kann einen Stamm mit den langen Zehen und den kräftigen Krallen senkrecht hinaufklettern, jedoch nicht kopfüber hinunterkommen. Er fliegt mit raschen Flügelschlägen gradlinig und direkt über den Boden.

Stimme und Gesang

Der Stimmfühlungsruf des Zaunkönigs[1] äußert sich in einem lauten, harten „tek“ „tek“. Bei Erregung wird laut „dzrr-dzrr“ gerufen, das zu einem langen »drrrrr« gedehnt werden kann.

Der Gesang des Männchens[2][3] ist schmetternd laut mit Trillern und Rollern und endet abrupt. Er setzt sich aus etwa 130 verschiedenen Lauten zusammen. Von höheren Singwarten vorgetragen, ist er bei einer Lautstärke von 40 bis zu 90 Dezibel auf eine Distanz von bis zu 500 Metern zu hören. Eine vollständige Strophe ist in der Regel vier bis fünf Sekunden lang, kann jedoch bis zu sieben Sekunden andauern. Sie wird in die Bestandteile „Einleitung – Schmettertour – Zwischentöne – Schmettertour – Zwischentöne – Roller“ unterteilt. Weibchen singen weniger laute, einfache Lieder. Der Gesang kann sowohl aus der unteren Krautschicht als auch von erhöhten Singwarten aus vorgetragen werden. Dabei wechselt der Zaunkönig häufig durch hüpfende Bewegungen die Position. Während der Brutzeit beginnen die Männchen ihren Gesang bereits in den frühen Morgenstunden, häufig um kurz nach vier Uhr, erreichen am Vormittag ihren Höhepunkt, ehe der Gesang am Nachmittag deutlich abnimmt. In den frühen Abendstunden ist eine erneute Spitze zu beobachten. Der Gesang endet am späten Abend.

Europäische und japanische Zaunkönige haben ein Repertoire von sechs bis sieben häufig wiederholbaren Liedertypen, die an Dauer und Komplexität vergleichbar sind. Die Vögel aus dem östlichen Nordamerika haben zwar eine ähnliche Gesangsorganisation, die innere Mikrostruktur ist jedoch einfacher und enthält nur ein bis drei Liedertypen. Diese beiden Gesangsgruppen unterscheiden sich stark von den Zaunkönigen des westlichen Nordamerika, deren Lieder eine größere interne Vielfalt, mehr variable Liedsequenzen und ein deutlich größeres Repertoire an Liedertypen (30 oder mehr) aufweisen.[4]

Junge Männchen singen weniger und einfachere Lieder als erfahrene Männchen. Die Komplexität des Gesanges steigert sich insbesondere nach der Jugendmauser und im Frühjahr, so dass nach einem Jahr ein Repertoire vom leisen Flüstergesang bis zum lauten Territorialgesang vorliegt. So geben erfahrene Männchen durchschnittlich 21 Liedertypen mit vielen Varianten von sich, was durch Aufnahmen an mindestens zwei Morgen pro Woche gezeigt werden konnte. Silben werden in den Gesängen nicht planlos arrangiert; so werden bestimmte Silbentypen auf der Basis einer akustischen Figur bevorzugt in der Einleitung eines Lieds gebraucht. Die Möglichkeiten zum Überleiten zwischen Silbentypen werden für konsekutive Silben ungleichmäßig, aber mit den Jahren konsequent angewandt. Das Gesangsrepertoire ist wahrscheinlich nicht festgelegt, so dass die Beschaffenheit der Gesangstypen sowohl in der Brutsaison als auch zwischen den Jahren variiert.[5]

Sonagramm-Untersuchungen weisen darauf hin, dass die Vielfalt der Elemente im gesamten Gesang eine effektive Kommunikation durch Informationstransfer über weite und relevante Distanzen potentiell ermöglicht. Zudem eröffnet der Variationsreichtum des Gesanges flexible Möglichkeiten, die Rangordnung einzuschätzen.[6]

Während der Brutzeit tragen Männchen und Weibchen häufig ein Duett vor. Juvenile Vögel singen im ersten Lebensjahr noch leise und unvollständig (Jugendgesang). Mit Erreichen der Geschlechtsreife beginnt der Vollgesang. Die Hauptaktivität liegt in der Brutzeit. Nach der Mauser verringert sich der Gesang deutlich und steigt zur Zugzeit wieder ein wenig an. In den Wintermonaten erklingt der Gesang eher leise und spärlich. Im Herbst ist laut Dallmann[7] überwiegend der Gesang juveniler Vögel zu hören.

Verbreitung und Lebensraum

Der Zaunkönig besiedelt Europa, Nordafrika, Vorder-, Zentral- und Ostasien und Nordamerika. Er fehlt jedoch in weiten Teilen Europas, im Norden Fennoskandiens und im nördlichen Russland. Er lebt in Gebieten von der Ebene bis zur Höhe von 4.000 Metern. Der Zaunkönig ist in Nordafrika und Nordamerika Standvogel, in Mittel- und Südeuropa sowie in Asien Teilzieher und in Skandinavien, den baltischen Staaten sowie Russland Zugvogel. Jungvögel, die noch kein eigenes Revier haben, schließen sich größtenteils ziehenden Populationen an, um beliebig weit nach Süden mitzuziehen. Im Winter fehlt der Zaunkönig in den Bergwäldern der Alpen und im Mittelgebirge.

Der Zaunkönig lebt in Büschen, Hecken und im Dickicht von Wäldern, Gärten und Parks. Bei entsprechendem Angebot an Schlupfwinkeln ist er in der offenen Kulturlandschaft anzutreffen. Zu seinen bevorzugten Lebensräumen zählen Bachauen mit freigespültem Wurzelwerk und Schling- und Kletterpflanzen sowie unterholzreiche Wälder und Feldgehölze. Er besiedelt oft auch Gebiete in der Nähe von Gewässern. Der Zaunkönig überwintert in Wäldern, Parks und Gärten mit deckenden Sträuchern und einer Krautschicht, oft in der Nähe großer Gewässer. Er ist einzeln oft in Ställen und Scheunen zu finden, in naturnahen Gärten auch an berankten Hauswänden, meistens Gärten mit Gartenteich. Dort ist er auch nicht besonders scheu.

Wanderungen

Je nach Verbreitungsgebiet kann der Beginn des Herbstzugs im September liegen und sich bis in den zeitigen November erstrecken. Der Frühjahrszug erfolgt normalerweise zwischen März und Mai. In Gebirgslagen findet ein Teilzug in die Täler statt. Nordeuropäische Populationen ziehen normalerweise nach Mittel- oder Südeuropa. Die Zaunkönige im nördlichen Nordamerika suchen Winterquartiere in den zentralen und südlichen US-Bundesstaaten oder im nördlichen Mexiko auf. In Asien ziehen die nördlichen Population meist nach Südwest- oder Südostasien.

Die Habitate in den Winterquartieren liegen häufig in Wäldern, die durch eine dichte Krautschicht gekennzeichnet sind. Schilfreiche Habitate werden auch gerne angenommen. Im Gegensatz zur Brutzeit sind Zaunkönige in Ortschaften häufig in Stallungen, Scheunen, Gewächshäusern und an ähnlichen Orten anzutreffen. Der Zug erfolgt sowohl am Tage als auch während der Nacht.

Aufgrund von Ringfunden konnten erstmals Aussagen über das Wanderverhalten der Zaunkönige getroffen werden. Demnach entfernten sich rund 87 Prozent der vorwiegend beringten Fänglinge und Nestlinge in einem Umkreis von bis zu 50 Kilometern. Jeweils zwischen drei und vier Prozent ergaben Entfernungen von 51 bis 100 Kilometer und 101 bis 200 Kilometer. Darüber hinaus ergaben die Ringfunde deutlich abnehmende Werte, so dass diese wahrscheinlich von Durchzüglern stammen.[7]

Lebensweise

Nahrung und Nahrungserwerb

Weibchen mit Insekt vor dem Nest mit sperrenden Jungvögeln
Weibchen verfüttert eine Raupe an ein Junges

Der Zaunkönig ernährt sich ganzjährig hauptsächlich von tierischer Nahrung. Er frisst bevorzugt Spinnen, Weberknechte, Milben, kleine Krebstiere, Asseln, Tausendfüßer und Insekten sowie deren Eier und Larven. An Insekten vertilgt er vor allem kleine Nachtfalter, kleine Libellen, den Gemeinen Ohrwurm (Forficula auricularia), Geradflügler, Wanzen, Ameisen, Hautflügler, Netzflügler, Stechmücken, Schmetterlinge, Fliegen und Mücken. Zu seiner Nahrung zählen auch Kaulquappen und Weichtiere. Manchmal ernährt er sich von kleinen Samen. Ab und zu frisst er Brom-, Him- und Holunderbeeren. Gelegentlich tritt er auch als Traubendieb in Erscheinung, der selbst Obstnetze durchschlüpfen kann. Zur Nahrung gehören auch im flachen Wasser lebende Kleintiere.

Die Beutesuche findet überwiegend in Bodennähe, im Wurzelwerk, im Reisig und am Gewässerrand statt. Seltener wird die Beute im Geäst von Bäumen oder Sträuchern aufgelesen. Nahrungshabitate liegen gewöhnlich in unmittelbarer Nähe zu einem Gewässer, da das Nahrungsangebot dort höher als an anderer Stelle ausfällt und selbst in der Winterzeit gegeben ist. Der Zaunkönig schlüpft dabei durch das Unterholz, dringt mit seinem langen und schlanken Schnabel in kleinste Ritzen und Fugen der Rinde sowie in Astlöcher vor und stöbert dort Insekten, Spinnen und Larven auf. Die unverdaulichen Chitinteile werden als Speiballen herausgewürgt. Am Gewässerrand nimmt der Zaunkönig Kleintiere aus dem Wasser auf. Während Weibchen ihre Nahrung grundsätzlich nur in Bodennähe suchen, begeben sich Männchen auch in das Geäst hoher Bäume.

Verhalten

Der Zaunkönig ist am Tag und in der Dämmerung aktiv. Der Zug in die Winterquartiere kann jedoch auch nachts erfolgen. Der Zaunkönig verlässt seinen Schlafplatz meist mit dem ersten Tageslicht am Morgen kurz und sucht ihn kurz nach Einbruch der Dunkelheit wieder auf. Während der Ruhephasen hält sich der Zaunkönig in der Regel allein in dichter Bodenvegetation auf, selten in einem seiner Wahlnester. Weibchen übernachten während der Brutzeit jedoch im Nest. Der Zaunkönig hält sich meistens in der dichten Vegetation von Sträuchern verborgen. Häufig schlüpft er lebhaft und geschickt von einem Gebüsch zur nächsten Deckung. Er meidet meist das Fliegen größerer Strecken. In der Regel überwindet er Wasserflächen im Tiefflug.

Der Zaunkönig putzt sein Gefieder in der Regel in dichter Vegetation am Boden. Dabei wird es mit dem Schnabel geputzt und mit einem Sekret aus der Bürzeldrüse eingefettet. Der Schnabel wird meist an kleinen Ästen gewetzt und so gereinigt. Zum Baden sucht er feuchtes Gras auf oder nimmt ein Staub-, Sand- oder Sonnenbad. Selten geht er dazu ins Wasser.

Der Zaunkönig ist ganzjährig ein territorialer Einzelgänger. Während Männchen im Allgemeinen untereinander nicht verträglich sind, können Weibchen weitgehend konfliktfrei in unmittelbarer Nähe zueinander brüten. Jungvögel im ersten Lebensjahr können sich zu kleineren Gruppen zusammenschließen. Der Zaunkönig stelzt seinen Schwanz bei leichter Erregung, knickst im Sitzen bei mittlerer Erregung und neigt bei starker und plötzlicher Erregung zur Schreckmauser. Erregte Männchen zeigen in der Regel einen aufgerichteten Schwanz und singen lauter. Nimmt der Zaunkönig andere Tiere wahr, verhält er sich normalerweise unauffällig im Gebüsch und nutzt Deckungen geschickt aus. Während Weibchen eine geringe Fluchtdistanz aufweisen und sich sehr zurückhaltend verhalten, warnen Männchen bei Gefahr durch heftige Ausrufe und wirken aufgeregt. Oft vertreiben vor allem Männchen durch ihr Zischen erfolgreich Eichhörnchen und Katzen.

Das Männchen hält und sichert ganzjährig ein Revier. Das Brutrevier wird besonders energisch gegenüber der Konkurrenz verteidigt. Reicht das Singen von hoher Singwarte nicht aus, werden männliche Artgenossen schimpfend verfolgt, so dass sich oft heftige Kämpfe entwickeln. Die Intensität der Revierverteidigung ist in der Nestnähe am stärksten und wird zu den Grenzen hin etwas schwächer. Die Weibchen sind in der Brutzeit nicht reviertreu, verteidigen jedoch ein eigenes Nahrungsrevier im Winter. Durch die dadurch anwachsende Konkurrenz sind selbst außerhalb der Brutzeit Kämpfe und Grenzverschiebungen möglich. Somit unterliegt die Revierverteilung jährlich Schwankungen, die nach harten Wintern stärker als gewöhnlich ausfallen.

Im Winter versuchen Zaunkönige bei strenger Kälte gelegentlich sich nachts in einer Schlafgemeinschaft zu schützen. Dabei liegen zwölf bis zwanzig Vögel in einem alten Zaunkönigsnest oder Nistkasten dicht aneinander im Kreis, den Kopf nach innen und den Schwanz nach außen gesteckt. Manche Schlafplätze werden über mehrere Winter lang regelmäßig genutzt. Gelegentlich nutzen Zaunkönige auch die Nester anderer Vögel zum Übernachten.

Fortpflanzung und Entwicklung

Der Zaunkönig erreicht die Geschlechtsreife im ersten Lebensjahr. In Mitteleuropa findet die erste Brut Ende April/Mai und meist eine zweite im Juni/Juli statt.[8] In der Regel lebt das Männchen mit mehreren Weibchen, selten monogam.

Nestbau

Eier

Im Frühjahr sucht das Männchen ein Brutrevier. Dort beginnt es bei der Ankunft sogleich mehrere Nester im Rohbau zu fertigen. Die Wahl der Neststandorte hängt sowohl vom Gelände als auch von der Vegetation ab. Die Nester befinden sich meist in einer Höhe von maximal zwei Metern unter Bruchholz und Baumwurzeln, unter ausgespülten Bachufern oder im dichten Buschwerk. Weiterhin stellen Verstecke in Hecken, unter Stegen, in alten Mauern oder in Stallungen geeignete Nistplätze dar. Nester werden aber auch in vertrockneten Tierleichen, in zum Trocknen aufgehängter Wäsche, in Brutröhren des Eisvogels und der Uferschwalbe, in Nestern der Wasseramsel, Beutelmeise oder anderer Vögel gebaut. Auch im Gebälk von Dächern oder in zusagenden Nistkästen sind sie zu finden. Oft duldet der Zaunkönig die Nester von Rotkehlchen, Heckenbraunelle, Dorngrasmücke, Haussperling und Rotschulterstärling in unmittelbarer Nähe zu seinem Nistplatz.

Das Nest ist oval und kugelförmig geschlossen mit seitlichem Eingang; Größe und Material variieren je nach Standort. Das Kugelnest wird normalerweise aus Moos, trockenen Blättern, Farnwedeln, Stängeln und kleinen Ästen sowie Wurzeln gebaut. Das Männchen bildet durch feuchte Blätter zunächst Nestboden und Hinterwand und verstärkt das Ganze schließlich mit Halmen, Wurzeln und Ästen. Nachdem etwa eine Halbkugel gefertigt ist, baut es überwiegend mit feuchtem Moos weiter bis die Kugel geschlossen ist. Manche Nester werden gänzlich nur aus Moos gefertigt. Wichtig ist, dass das Material feucht ist, damit es beim Trocknen die Form festigen kann. Das Nest ist in der Regel etwa 16 Zentimeter hoch und 13 Zentimeter breit. Das seitliche Einschlupfloch hat einen Durchmesser von 2,5 Zentimetern und ist an den Rändern besonders verstärkt. Das Männchen baut bis zu acht Rohbauten vor der ersten Kopulation. Danach kann es noch weitere zwei bis vier Nester fertigen.

Balz und Paarung

Sobald ein Nest im Rohbau gefertigt ist, beginnt das Männchen seinen Gesang, um ein Weibchen anzulocken. Begibt sich eines in seine Nähe, wird der Gesang leise und unvollständig. Bei Interesse nimmt das Weibchen eine Balzhaltung ein, indem es mit hängenden, sich dauernd zuckenden Flügeln den gefächerten Schwanz auf und ab und seitlich hin und her herbewegt. Nun fliegt das Männchen das Weibchen an. Manchmal fliegt das Weibchen jedoch fort, woraufhin ihm das Männchen folgt. Nach erneutem Singen fliegt es mit dem Weibchen zurück. Das Männchen schlüpft schließlich singend in eines seiner Nester, um es vorzuzeigen. Das Weibchen schaut sich das Nest von außen an und schlüpft manchmal für eine Zeitspanne von mindestens zehn Sekunden bis zu einer Minute hinein, um das Nest auf Stabilität, Größe und Aufbau zu prüfen. Zeigt das Weibchen mit leisem „tzerr“ sein Interesse, so ist es paarungsbereit und verändert seine Körperhaltung. In Kauerstellung zittert es mit abgestellten Flügeln und schlägt den gefächerten Schwanz nach unten. Sofort nach der Kopulation fliegt das Männchen zu seiner Singwarte.

In den folgenden Tagen polstert das Weibchen das Nest mit Moos, Wolle und Federn aus. Währenddessen versucht das Männchen, weitere Nester zu bauen und jedes sich nähernde Weibchen für sich zu gewinnen. In einer Brutzeit wurden Paarungen mit fünf Weibchen beobachtet.

Fünf Nestlinge

Eiablage und Brutpflege

Weibchen vor Kugelnest mit sperrenden Jungen

Fünf bis sechs Tage nach der ersten Kopulation legt das Weibchen das erste Ei. Täglich kurz vor Sonnenaufgang wird je ein weiteres gelegt, bis fünf bis acht Eier im Nest liegen. Die Grundfarbe ist mattweiß bei rostroten Punkten, welche sich zum stumpfen Pol hin verdichten. Im Durchschnitt messen sie 16,6 x 12,6 mm. Ihr Frischgewicht beträgt 1,36 Gramm und das Schalengewicht 0,074 Gramm. Nach Ablage des letzten Eies brütet das Weibchen 14 bis 18 Tage allein. Es muss sich während der Brutzeit selbst mit Nahrung versorgen. Beim Verlust der ersten Brut folgt ein Nachgelege.

Flügges Zaunkönigküken kurz nach Verlassen des Nestes

Nach dem Ausfliegen der Erstbrut kümmert sich das Weibchen um das zweite Gelege. Dass die Jungen bei der Aufzucht der Zweitbrut beteiligt sind, konnte nicht beobachtet werden. Gelegentlich füttern Zaunkönige Nestlinge anderer Arten: Blaumeisen, Kohlmeisen, Tannenmeisen, Bluthänflinge, Feldsperlinge, Wasseramseln und Zilpzalp.

Gefahr droht den Eiern von Rabenvögeln, in Wäldern insbesondere vom Eichelhäher, aber auch von Ratten, Mäusen und Igeln. Ein weiteres Risiko für die Brut stellt der Kuckuck dar. In diesem Fall bringt das Weibchen das Ei mit dem Schnabel durch das Eingangsloch in das Nest ein, so dass der Jungvogel kurz vor dem Ausfliegen den Kopf aus dem Eingangsloch streckt und bei jeder Fütterung mit den Füßen strampelt, bis das Nest auseinander platzt.

Entwicklung der Jungvögel

Nach dem eintägigen Schlüpfen sind die Jungen nackt und blind. Das Weibchen trägt die Eierschalen bis zu 25 Meter vom Nest weg. Ist ein Gewässer in der Nähe, werden sie dort hineingeworfen. Bis zum fünften Tag frisst das Weibchen den Kot, ab dem sechsten Tag trägt es ihn fort (siehe Bildserie). Ab dem vierten Tag beginnen sich die Augen der Jungen zu öffnen. Nach acht Tagen sind Bettelrufe zu hören, die das Männchen zur Beteiligung an der Fütterung anregen. Es hilft jedoch nur sporadisch und unregelmäßig. Bis zum zehnten Tag werden die Jungen vom Weibchen gehudert. Bei Gefahr können sie in der Regel mit 14 bis 17 Tagen das Nest verlassen. Manchmal sind sie dazu schon mit zehn Tagen fähig.

Nach dem Ausfliegen werden die Jungvögel vom Männchen geführt, aber selten gefüttert. Die nicht belegten Nester werden nun als Schlafnester benutzt. Die Jungen sind noch lange nach dem Flüggewerden gemeinsam unterwegs. Gefahr droht ihnen vor allem von Katzen, Mardern, Eichhörnchen, Ratten und Füchsen, aber auch von Sperber, Habicht und Falken.

Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei drei bis vier Jahren. Der Zaunkönig wird höchstens sieben Jahre alt.

Systematik

Externe Systematik

Bis 1990 gehörte die Gattung Donacabius zur monophyletischen Familie der Zaunkönige (Troglodytidae).[9][10][11][12] Der Zaunkönig (Troglodytes troglodytes) galt zudem bisher als naher Verwandter der amerikanischen Arten der Gattung Troglodytes. Phylogenetische Studien von 1999, die auf Untersuchungen mitochondrialer DNA-Sequenzen von zehn Arten der Familie der Zaunkönige (Troglodytidae) basieren, zeigen neue Erkenntnisse über die Beziehungen zwischen den Gruppen. Demnach teilt sich die Gattung Troglodytes in eine tropisch-montane Gruppe, die den Hauszaunkönig (Troglodytes aedon) und Troglodytes musculus umfasst, und eine nördlich-flachländische Gruppe, die die zwei nördlichsten montanen Taxa (Troglodytes rufociliatus, Troglodytes brunneicollis) enthält. Um die ausgeprägten Unterschiede zu den amerikanischen Arten der Gattung Troglodytes herauszustellen und um Paraphylie zu vermeiden, wird der Zaunkönig (Nannus troglodytes) in die monotypische Gattung Nannus eingeordnet, die nah mit dem Bergzaunkönig (Thryorchilus browni) verwandt ist.[13]

Andere Untersuchungen mitochondrialer und nuklearer DNA-Sequenzen folgern 2003 aus ihren Ergebnissen, dass die Familie der Zaunkönige (Troglodytidae) monophyletisch ist. Als einzige Ausnahme wird die Gattung Donacabius in die Gruppe mit Zosterops, Prinia und Sitta eingeordnet, um Paraphylie zu vermeiden.[9][10][11] Weiterhin soll die Familie Trogloditae mit der Gattung Polioptila aus der Familie der Mückenfänger (Polioptilidae) eine Schwestergruppe bilden. Zudem stellen die Gattungen Troglodytes und Cistothorus Schwestergruppen dar, wobei die Gattung Salpinctes (Felsenzaunkönig (Salpinctes obsoletus)) mit allen Arten der Trogloditae verwandt ist.[12] Untersuchungen von 2004 nehmen an, dass die Gattung Troglodytes, die den Bergzaunkönig (Thryorchilus browni) enthält, mit Cistothorus eine eigene Gruppe bildet. Hier stellen der Hauszaunkönig (Troglodytes aedon) und Troglodytes musculus intermedius die nächsten Verwandten des Zaunkönigs dar.[14]

Weitere Untersuchungen mitochondrialer DNA-Sequenzen sehen den Zaunkönig 2005 ebenfalls als isolierten Nannus troglodytes, wollen jedoch seine endgültige systematische Stellung erst nach Klärung der Einordnung der Gattungen Cistothorus und Thryorchilus in Beziehung zu Troglodytes festlegen. Daher wird von zwei Modellen (siehe unten) ausgegangen. In beiden Fällen wird Troglodytes brunneicollis sowohl in naher Verwandtschaft zum Hauszaunkönig (Troglodytes aedon) und Troglodytes musculus, als auch zu Thryomanes sissonii gesehen (Clade A).[15]

Kladogramm 1
   
   

 Cistothorus platensis


   

 Thryorchilus browni


   
   

 Troglodytes rufulus


   

 Troglodytes ochraceus


   

 Troglodytes solstitialis




   

 Troglodytes rufociliatus


   

 Troglodytes brunneicollis


  Clade A  

 Troglodytes sissonii (Thryomanes sissonii)


   

 Troglodytes musculus


   

 Troglodytes aedon









   

 Zaunkönig (Nannus troglodytes)



Kladogramm 2
   
   

 Thryorchilus browni


   
   

 Troglodytes rufociliatus


   

 Troglodytes rufulus


   

 Troglodytes ochraceus


   

 Troglodytes solstitialis





   

 Troglodytes brunneicollis


  Clade A  

 Troglodytes sissonii (Thryomanes sissonii)


   

 Troglodytes musculus


   

 Troglodytes aedon








   

 Zaunkönig (Nannus troglodytes)


   

 Cistothorus platensis



Interne Systematik

Nach ITIS[16] gibt es dreizehn Unterarten:

  • Troglodytes troglodytes troglodytes ist die Nominatform.
  • Troglodytes t. alascensis
  • Troglodytes t. helleri
  • Troglodytes t. hiemalis
  • Troglodytes t. kiskensis
  • Troglodytes t. meligerus
  • Troglodytes t. pacificus
  • Troglodytes t. petrophilus
  • Troglodytes t. pullus
  • Troglodytes t. seguamensis
  • Troglodytes t. semidiensis
  • Troglodytes t. stevensoni
  • Troglodytes t. tanagensis

Andere Quellen gehen hingegen von deutlich mehr Unterarten aus. Die traditionelle dreiteilige Einteilung (1. T. t. troglodytes-Gruppe: Nordafrika, Europa bis Innerasien: 11 UA; 2. T. t. fumigatus-Gruppe: Ostasien und Himalaya: 13 UA; 3. T. t. hiemalis-Gruppe: Nordamerika: 8 UA) erkennt 32 Unterarten an, während eine weitere Quelle[17] drei neue Gruppen (1. Osten: T. t. hiemalis-Gruppe; 2. Pacifik: T. t. pacificus-Gruppe; 3. Pribilofs: T. t. alascensis-Gruppe) zusammenstellt. Schließlich findet sich eine Quelle [18], die von 46 Unterarten ausgeht. Besonders der dort aufgenommene Borodino-Zaunkönig (Troglodytes troglodytes orii) wird kontrovers diskutiert.

Vergleichende Untersuchungen über das Gesangsverhalten des Zaunkönigs in Europa, Japan sowie dem östlichen und westlichen Nordamerika decken sich mit der Hypothese, dass die Populationen in der montanen Region des westlichen Nordamerika isoliert waren, bevor die Zaunkönige des „östlichen“ Nordamerika die Alte Welt besiedelten, wahrscheinlich über die Beringstraße.[19]

Bestand und Bestandsentwicklung

Der Zaunkönig hat ein großes Verbreitungsgebiet von 21.800.000 km². Die Ausdehnung in Afrika und Amerika wird zusammen auf 5.430.000 km² geschätzt. Die Gesamtpopulation hat eine Größe von etwa 200.000.000 bis 1.000.000.000 Individuen. Auf Grund ihrer hohen Bestandszahlen wird die Art als nicht gefährdet (LC)[20] eingestuft. Die Größe des Brutbestands wird wesentlich von der Winterstrenge bestimmt. Harte Winter mit länger andauernden Kälteeinbrüchen und Schneeperioden können regional zu empfindlichen Bestandseinbrüchen (bis zu 80 Prozent) führen, da viele Vögel erfrieren oder verhungern können. Durch die polygame Lebensweise und mit zwei Jahresbruten können Verluste der Bestandsdichte meist innerhalb mehrerer Jahre wieder ausgeglichen werden.[21]

Das europäische Gebiet macht weniger als ein Viertel der weltweiten Verbreitung aus. Die europäische Population ist mit mehr als 23.000.000 Brutpaaren[22] beziehungsweise etwa 20.000.000 bis 50.000.000 Brutpaaren[21] sehr groß. Die weite Spanne der Bestandsschätzung, insbesondere in der Gesamtpopulation, erklärt sich durch die bereits erwähnten erheblichen Schwankungen der Population. Der Bestand war im Mittel von 1970 bis 1990 stabil und hatte zwischen 1990 und 2000 einen leichten Anstieg der Populationen außerhalb des europäischen Hauptverbreitungsgebietes zu verzeichnen. Dies betraf insbesondere das Vereinigte Königreich. Konsequenterweise wird die Art als sicher (Secure)[22] geführt.

Der Zaunkönig ist gemäß § 10 Abs. 2 Nr. 5 und Nr. 11 BNatSchG eine in Deutschland streng geschützte Art. Er war in Deutschland und Österreich Vogel des Jahres 2004, weil ihm immer mehr intakter Lebensraum abhandenkommt, da naturnahe Vorgärten und Gärten zunehmend verschwinden. Der Bestand in Deutschland wird auf 2,0 bis 2,5 Millionen Paare geschätzt, die Art gilt damit im Jahr 2008 als derzeit zwölfthäufigste Brutvogelart.[23]

In der Schweiz ist der Zaunkönig Vogel des Jahres 2012.

Zaunkönig und Mensch

Färöer-Briefmarke mit Zaunkönig

Etymologie und Benennung

Nach einer Fabel des Äsop (um 600 v. Chr.) beschlossen einst die Vögel, denjenigen von ihnen zum König zu machen, der am höchsten flöge. Dies vermochte der Adler, aber als er sich wieder senken musste, erhob sich der kleine Zaunkönig, der sich in seinem Gefieder versteckt hatte, flog noch höher und rief: „König bin ich!“ Darauf zerschlug sich die ganze Wahl. Zur Strafe sperrten sie ihn in ein Mauseloch, aus dem er am Ende jedoch wieder entkam. Die Erzählung findet sich in verschiedenen Literaturgattungen (Märchen[24], Gedicht) in fast allen europäischen Nationalliteraturen. Folglich wird der Zaunkönig auch bei Aristoteles (4. Jh. v. Chr.) und Plutarch (1. Jh. n. Chr.) „basileus“ (König) oder „basiliskos“ (Königlein) genannt.

Als „König der Vögel“ wird der Zaunkönig später in Litauen, Polen, Frankreich, Italien, in den Niederlanden und der Schweiz, sogar in Japan bezeichnet; darüber hinaus nennen die Japaner den Zaunkönig auch „König der Lüfte“.

Während sich die altgermanische Bezeichnung „wrendo“ im Englischen („winter wren“, Winterkönig) gehalten hat, wurde sie in Deutschland verdrängt. Dieser Vogel wurde lange Zeit „Schneekönig“ genannt, da er auch im Winter lebhaft singt. Davon leitet sich auch die Redensart „sich freuen wie ein Schneekönig“ ab.

Der wissenschaftliche Name des Vogels wurde 1758 von Carl von Linné geprägt, der den Zaunkönig als Sylvia troglodytes bezeichnete. Der lateinische Name des Zaunkönigs geht auf das griechische Wort „troglodyt“ zurück, das „Höhlenbewohner“ bedeutet.

Sprachliche Beziehungen zum Zaun werden erst in deutschen Märchen greifbar. In Deutschland wurde Äsops Fabel in dem Märchen Der Zaunkönig[25] von den Gebrüdern Grimm in den Kinder- und Hausmärchen dahingehend abgewandelt, dass der Zaunkönig auf dem Rücken des Adlers Gott auf dem Stuhl sitzen sehen konnte. Nach der misslungenen Königswahl stellen die Vögel die neue Bedingung, dass derjenige König wird, der „am tiefsten in die Erde“ fallen kann. Daraufhin schlüpft der damals noch namenlose Zaunkönig in ein Mauseloch und beansprucht die Königswürde. Nun wollen sie den listenreichen Vogel in seinem Loch mit der Eule als Wache gefangen halten und aushungern. Als die Wächterin nach einer durchwachten Nacht am Morgen einschläft, entflieht der König der Vögel. Zur Strafe darf sich die Eule tagsüber nicht mehr sehen lassen. Da auch der Zaunkönig den Missmut der Vögel fürchtet, schlüpft er in den Zäunen herum. Nur wenn er sich ganz sicher fühlt, ruft er: „König bün ick!“

Außer den Brüdern Grimm befassen sich noch mindestens zwei weitere deutschsprachige Werke mit der angeblich ursprünglichen Namensherkunft des Zaunkönigs. In Nikolaus Bärs Lehrgedicht Regillicinium – Gesang über das Königlein. (1700) erzählt der Zaunkönig die Geschichte seiner Namensgebung in lateinischen und deutschen Reimen. Auch Ludwig Heinrich von Nicolai widmet sich in dem Gedicht Wie der Zaunschlüpfer König ward. der Thematik.

In dem Märchen Der Zaunkönig und der Bär[26] werden die Zaunkönigskinder vom Bär der Lüge bezichtigt, ebensolchen Rang nicht zu besitzen. Zur Bekräftigung ihrer Aussage sind sie bereit, bis zu deren Beweis zu hungern, so dass ihr Vater sich gezwungen sieht, mit dem Fuchs als General eine Schlacht gegen den Bären zu führen. Nachdem sie gewonnen haben, leistet der Bär wie gefordert Abbitte. Im Unterschied zu den oben angeführten Literaturstellen gibt es hier keine Ursache für den offenbar aus dem Nichts entstandenen Königsnamen, der erst im Nachhinein unter Beweis gestellt werden soll.

Weitere deutsche Bezeichnungen sind Zaunsänger, Tannkönig, Mäusekönig, Meisenkönig, Schupkönig, Zaunschnerz, Backöfelchen. In Mecklenburg und Niedersachsen wurde der Zaunkönig im Gegensatz zu seiner Größe als „Grot-Jochen“ (Groß-Joachim) bezeichnet. Nach dem Grafen Buffon wurde ihm aus demselben Grund in vielen französischen Provinzen der Name „Bœuf“ (Ochse) verliehen. Im Westfälischen, Niederländischen, im Schwedischen und Dänischen wird er hingegen „Däumling“ genannt. In Österreich trägt er sowohl den Namen „Zitzerl“ (kleines Stückchen) als auch „Zwergvogerloder“. Häufig werden auch Namen wie „Pfutschepfeil“, „Pfutschekönig“ oder „Kinivögerl“ verwendet. Im Deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm wird er auch als "Schlüpferlein" bzw. "Zaunschlüpferlein" bezeichnet.[27]

Märchen

Im walisischen Märchen Wie der Zaunkönig für ein halbe Stunde der König der Vögel wurde zeigt sich der Zaunkönig einsichtig und verzichtet freiwillig auf den Thron.

In der schottischen Volkssage Robin Redbreast's Christmas Song heiraten ein Rotkehlchen und ein Zaunkönig. Davon handelt auch Robert Burns Kindererzählung The Marriage of Robin Redbreast and the Wren.

Literatur

In William Shakespeares Werken findet der Zaunkönig auch oft Erwähnung. So heißt es in König Richard III. in der dritten Szene: „The world is grown so bad, That wrens make prey where eagles dare not perch.“ Im vierten Akt von Macbeth sagt Lady Macduff: „For the poor wren (The most diminutive of birds) will fight, Her young ones in her nest, against the owl.“ In der deutschen Übersetzung heißt es nach Tieck „Bekämpft der schwache Zaunkönig, das kleinste Vöglein, die Eule doch für seine Brut im Nest“ oder nach Wieland „Der arme Zaunkönig sogar, der allerkleinste unter den Vögeln, hat Muth, wenn seine Jungen im Nest sind, gegen die Eule zu kämpfen“. Im vierten Akt des Dramas König Lear tadelt die Titelfigur seine lieblosen Töchter: „... Dein Vergehen? War's Ehebruch? Du sollst nicht sterben: Nicht für Ehebruch! Nein: Das tut der Zaunkönig, die kleine goldne Fliege Treibt's mir vor Augen.“

Im dritten Akt des Sommernachtstraums. singt Meister Zettel für die Elfenkönigin Titania: „The woosel cock so black of hue, With orange-tawny bill, The throstle with his note so true, The wren with little quill – ... The finch, the sparrow, and the lark, The plain-song cuckoo grey, Whose note full many a man doth mark, And dares not answer nay.“ Im fünften Akt des Kaufmanns von Venedig meint die schöne Portia: „The crow doth sing as sweetly as the lark When neither is attended; and I think The nightingale, if she should sing by day When every goose is cackling, would be thought No better a musician than the wren. How many thing by season seasoned are To their right praise and true perfection!“

Der Zaunkönig Limmershin erzählt die Geschichte Die Weiße Robbe in Das Dschungelbuch von Rudyard Kipling.

In der englischen Lyrik findet der Zaunkönig auch Erwähnung. So veröffentlicht John Webster A Land Dirge, Robert Burns The Wren's Nest (Fragment) und William Wordsworth A Wren's Nest. Weiterhin schreibt Edward Lear das Nonsensgedicht There Was an Old Man with a Beard. Emily Dickinsons Gedicht For every Bird a Nest und Mark van Dorens No Communication erwähnen auch diesen Vogel. Am bekanntesten ist wohl der alte Kinderreim When Jenny Wren Was Young. Weiterhin gibt es von Masako Takahashi das Haiku Wren on a Low Bush:

„Wren on a low bush;
hardly a handful of fluff ...
acres of song.“

Masako Takahashi

Als deutscher Dichter widmet sich Joachim Heinrich Campe in Der Zaunkönig diesem Vogel. Auch Eugen Roth gibt ihm mit Der Zaunkönig in Die Vögel einen Platz:

„Man trifft heut manchen Zaungast zwar,
doch der Zaunkönig, der wird rar,
der durch die Gärten, grün umbuscht,
so winzig wie ein Mäuschen huscht.“

Eugen Roth

Robert Don Hughes thematisiert den Zaunkönig in dem Werk Es wird doch wieder Frühling.[28]

Musik, Kunst und Architektur

Der Zaunkönig hat auch in der Kunst seine Spuren hinterlassen. Richard Eilenbergs Opus 213 Le Roitelet (Der Zaunkönig). für vierhändiges Piano stellt dafür ein gutes Beispiel dar.[29]

Adolf Dietrich widmet sich diesem Vogel in dem Gemälde Zaunkönig in Frühlingslandschaft. Karl Wilhelm de Hamilton wird das Aquarell Ein Zaunkönig. (Passer Troglodytes) zugeschrieben. Basil Edes widmete sich dem Vogel in dem Werk Zaunkönig im Sanddorn.

Der international bekannten Vogelmaler Peter Barrett gestaltete Der Zaunkönig (The Wren), als in Lebensgröße skulptiertes Porzellan-Glöckchen, das von Franklin Porzellan 1981 herausgegeben wurde.

Richard Müller und Emil Högg entwarfen die Likörstube Zaunkönig.

Arznei, Omen und Käfigvogel

Nach Aristoteles und Plinius dem Älteren lieferte der griechische Arzt Aetius von Amida in seiner Enzyklopädie eine Beschreibung des Zaunkönigs, die auf die kleine Gestalt, den erhobenen Schwanz, die kurzen Flügel und den dynamischen Gesang hinweist. Er schrieb dem eingesalzenen rohen Fleisch eine Heilwirkung gegen den Nieren- und Blasenstein zu. Im 12. Jahrhundert streitet Hildegard von Bingen die Heilwirkung seines Fleisches ab, da er zu klein sei. Als guter Zusatz zu Heilpflanzen eigne sich jedoch der zu Pulver verbrannte Körper ohne Kopf und Eingeweide. Im 16. Jahrhundert erwähnte Conrad Gesner einige Patienten, denen diese Medizin geholfen haben soll (Von dem Zaunschlüpfflein...[30]).

Bei den Druiden wurde aus dem Zwitschern des Zaunkönigs wahrgesagt. Der Vogel hieß auch in Cormac's Glossary „Drui-den“, der Vogel der Druiden, irisch „drean“. Nach Sueton flog am Tag vor Caesars Ermordung als Vorzeichen ein Zaunkönig mit einem Lorbeerzweig in die Kurie des Pompeius, der von verschiedenen Vögeln aus dem nahe gelegenen Hain verfolgt und zerrissen wurde. Nach der Legende wurde der Heilige Stephanus ständig von diesem lauten Vogel begleitet, als er sich vor seinen Feinden zu verstecken suchte. Daher wird in Irland, Schottland und Teilen Englands traditionell am St. Stephen's Day (26. Dezember) durch das Jagen und Töten von Zaunkönigen´an den Hl. Stephanus erinnert. Im Anschluss werden die gefangenen Tiere der keltischen Überlieferung folgend in einer Prozession durch das Dorf oder die Stadt getragen. In der Eisenzeit baten dabei die Jungen um Geld, um den Vogel zu begraben, und sangen dabei ein Lied, das in jedem Ort, in dem dieser Brauch existierte, nachgewiesen wurde:[31]

„Der Zaunkönig, der Zaunkönig, König aller Vögel
Wurde am Stephanstag im Busch getötet
So klein er ist, so groß ist seine Ehre
Und deswegen, gute Leute, gebt uns was.“

Der Zaunkönig wurde auf Grund seines kräftigen Gesanges als Käfigvogel gehalten. Man fing ihn im März, indem ein mit Mehlwurm besteckter, enger Meisen-Schlag in Sträuchernähe gebracht wurde. Die Haltung erfolgte in einem sehr engen Vogelbauer. Manchmal durfte er freifliegen. Der Vogel war ein beliebtes Heimtier, da er kostengünstiger und pflegeleichter als eine Nachtigall war.

Auch heute wird der Zaunkönig noch als Ziervogel gehalten. Wildfänge sind nach dem § 20d BNatSchG jedoch illegal.

Quellen und weiterführende Literatur

Einzelnachweise

  1. Klangbeispiel
  2. Klangbeispiel, Spektrogramm
  3. Klangbeispiel, Spektrogramm
  4. Donald E. Kroodsma, Hiroshi Momose: Songs of the Japanese Population of the Winter Wren (Troglodytes troglodytes). The Condor Vol. 93: 424-432, 1991, Weblink
  5. Beatrice Van Horne: Assessing Vocal Variety in the Winter Wren, a Bird with a Complex Repertoire. The Condor, Vol. 97: 39-49, 1995, Weblink
  6. Jo Holland, Torben Dabelsteen, Simon Boel Pedersen, Ole Næsbye Larsen: Degradation of wren Troglodytes troglodytes song: Implications for information transfer and ranging. The Journal of the Acoustical Society of America, Vol. 103: 2154-2166, 1998, Weblink
  7. 7,0 7,1 Manfred Dallmann: Der Zaunkönig. Troglodytes Troglodytes. Neue Brehm Bücherei 577, Westarp Wissenschaften Verlag, Wittenberg, 2003, ISBN 3-89432-230-6
  8. Einhard Bezzel: BLV Handbuch Vögel. BLV Buchverlag GmbH & Co. KG, München, Seite 382-383, 2006, ISBN 3-8354-0022-3
  9. 9,0 9,1 C. G. Sibley, J. E. Ahlquist: The relationships of the starlings (Sturnidae: Sturnini) and the mockingbirds (Sturnidae: Mimini). Auk 101, 230–243, 1984
  10. 10,0 10,1 C. G. Sibley, J. E. Ahlquist: Phylogeny and Classification of Birds: A Study in Molecular Evolution. Yale University Press, New Haven, CT, 1990
  11. 11,0 11,1 C. G. Sibley, B. L. Monroe Jr.: Distribution and Taxonomy of Birds of the World. Yale University Press, New Haven, CT, 1990
  12. 12,0 12,1 F. Keith Barker: Monophyly and relationships of wrens (Aves: Troglodytidae): a congruence analysis of heterogeneous mitochondrial and nuclear DNA sequence data. Molecular Phylogenetics and Evolution, Vol. 31: 486–504, 2004, Weblink
  13. Nathan H. Rice, A. Townsend Peterson, Griselda Escalona-Segura: Phylogenetic Patterns in Montane Troglodytes Wrens. The Condor, Vol. 101: 446-451, 1999, Weblink
  14. A Brief Guide to Wren Relationships, Weblink
  15. Juan E. Martínez Gómez, Brian R. Barber, A. Townsed Petersen: Phylogenetic Position and Generic Placement of the Socorro Wren (Thryomanes Sissonii). The Auk Vol.122: 50–56, The American Ornithologists’ Union, 2005, Weblink
  16. ITIS Report: Troglodytes troglodytes (Linnaeus, 1758)
  17. SIBLEY GUIDES: Winter Wren. Troglodytes troglodytes
  18. Avibase Database: Zaunkönig (Troglodytes troglodytes) (Linnaeus, 1758)
  19. Donald E. Kroodsma, Hiroshi Momose: Songs of the Japanese Population of the Winter Wren (Troglodytes troglodytes). The Condor Vol. 93: 424-432, 1991, Weblink
  20. Birdlife Factsheet: Winter Wren
  21. 21,0 21,1 NABU: Der Zaunkönig - Vogel des Jahres 2004, Weblink
  22. 22,0 22,1 Birds in Europe: Winter Wren
  23. vgl. Sudfeldt, C., R. Dröschmeister, C. Grüneberg, S. Jaehne, A. Mitschke & J. Wahl (2008): Vögel in Deutschland – 2008. DDA, BfN, LAG VSW, Münster, S. 7. Volltext, PDF
  24. Hekaya: Der Zaunkönig
  25. Der Zaunkönig: Ein Märchen der Gebrüder Grimm
  26. Der Zaunkönig und der Bär: Ein Märchen der Gebrüder Grimm
  27. Online- Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm in 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. Online-Version vom 11. Februar 2013 - Stichwort: Schlüpferlein.
  28. Robert Don Hughes: Zaunkönig
  29. Richard Eilenberg: Op. 213. Le Roitelet (Der Zaunkönig). Morceau caractéristique p. Piano à 4 Mains. Leipzig, Cranz Mk 1,80
  30. Von dem Zaunschlüpflein: Aus Conrad Gesners Vogelbuch von 1598
  31. Peter Berresford Ellis: Die Druiden, von der Weisheit der Kelten. Komet Verlag, Köln, 1994, London, ISBN 3-89836-536-0, ISBN 978-3-89836-536-9, Seiten 246-247

Literatur

  • H. G. Bauer, P. Berthold: Die Brutvögel Mitteleuropas: Bestand und Gefährdung. Wiesbaden, 1993
  • Einhard Bezzel: BLV Handbuch Vögel. BLV Buchverlag GmbH & Co. KG, München, 2006, ISBN 3-8354-0022-3
  • Einhard Bezzel: Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Singvögel. Wiesbaden, 1993
  • Hans Bub: Kennzeichen und Mauser der Singvögel Teil 3. Seidenschwanz, Wasseramsel, Zaunkönig, Braunellen, Spötter, Laubsänger, Goldhähnchen . Westarp Wissenschaften Verlag, 1995, ISBN 3-89432-335-3
  • Manfred Dallmann: Der Zaunkönig. Troglodytes Troglodytes. Neue Brehm Bücherei 577, Westarp Wissenschaften Verlag, Wittenberg, 2003, ISBN 3-89432-230-6
  • Urs N. Glutz von Blotzheim: Handbuch der Vögel Mitteleuropas 14/2, Passeriformes. Aula Verlag, Wiesbaden, 1997, ISBN 3-89104-610-3
  • W. Huber: Zaunkönigzucht. Europäische Vogelwelt Seite 150/1985
  • Claus-Peter Lieckfeld, Straass: Mythos Vogel. BLV Buchverlag GmbH & Co. KG, München, 2002, ISBN 3-405-16108-8
  • J. Merz: Geglückte Zaunkönigzucht. Europäische Vogelwelt Seite 1/1986
  • W. Rohdich: Kleiner König – ganz groß. Gefiederte Welt 46/2001
  • NABU: Der Zaunkönig Vogel des Jahres 2004. Bonn 8/2009, keine ISBN oder ISSN

Weblinks

Wiktionary: Zaunkönig – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Schneekönig – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Zaunkönig – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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