Das Rotsteißlöwenäffchen (Leontopithecus chrysopygus), auch Goldsteißlöwenäffchen ist nicht nur einer der gefährdetesten Primaten der Welt, sondern auch eins der gefährdetsten Säugetiere überhaupt.


Aussehen

Das eichhörnchengroße Rotsteißlöwenäffchen hat ein glänzend schwarzes Fell mit unterschiedlichen rötlich-goldenen Farbtönen auf dem Rumpf, sowie auf der Ober- und Unterseite des Schwanzes[4]. Das schwarze Gesicht wird von einer langen, schwarzen Mähne eingerahmt. Wie der eng verwandte Goldene Löwenaffe (Leontopithecus rosalia) haben Rotsteißlöwenäffchen ziemlich lange Finger, die bestens dazu geeignet sind,um kleine Insekten [4] zu fangen.


Lebensraum

Rotsteißlöwenäffchen (Leontopithecus chrysopygus) kommen nur in der zentralen Region des brasilianischen Bundesstaates São Paulo vor, wo sie Tieflandlaubwälder bewohnen, die aus niedrigen buschigen Bäumen bestehten undmit krautigen Pflanzen durchsetzt sind [3][4]. Lange Zeit galt das Rotsteißlöwenäffchen seitdem Jahr 1905 als ausgestorben, bis man es im Jahre 1970 in einem Reservat im Südwesten von São Paulo wiederentdeckte. Zu dieser Zeit wurde geschätzt, dass die Population weniger als 100 Individuen zählt [3]. Derzeit sind etwa sechs Populationen bekannt, und die Anzahl der verbleibenden Individuen wird auf weniger als 1000 Affen geschätzt [5].


Nahrung

Rotsteißlöwenäffchen (Leontopithecus chrysopygus) ernähren sich von Früchten, Insekten, Blüten, Nektar, Beeren, Samen, jungen Blättern, Vogeleiern und kleinen Wirbeltiere wie Frösche, Echsen und Nestlinge. Rotsteißlöwenäffchen (Leontopithecus chrysopygus) sind tagaktive Primaten, die während der Nacht in Baumhöhlen schlafen. Die Gruppen bestehen aus 2 - 3 erwachsenen Tieren sowie deren Nachkommen und die sozialen Bindungen untereinander werden durch Austausch von Nahrungsmitteln und gegenseitigem Rufen gepflegt [4].

Goldsteißlöwenäffchen (Leontopithecus chrysopygus)
Goldsteißlöwenäffchen (Leontopithecus chrysopygus), aufgenommen im Jersey Zoological Park

Kommunikation

Lautäußerungen und Duftmarkierungen dienen auch dazu, gruppenfremde Artgenossen aus ihrem Revier fernzuhalten und während aggressiven Auseinandersetzungen an den Territoriumsgrenzen können ihnen buchstäblich die Haare zu Berge stehen [4]. Andere Formen der Kommunikation sind schrille, vogelähnliche Lautäußerungen und verschiedene Gesichtsausdrücke [5]. Alle Löwenäffchen bringen eher Zwillinge zur Welt, aber es sind auch schon Drillinge und Vierlinge beobachtet worden [4].


Systematik


Bedrohung

Besonders betroffen ist das Rotsteißlöwenäffchen (Leontopithecus chrysopygus) vom Verlust seines Lebensraumes, denn über 90% des atlantischen Regenwaldes in Brasilien sind bereits der Abholzung und landwirtschaftlichen Kultivierung zum Opfer gefallen, und noch immer sterben diese seltenen Primaten in den Feuern der Brandrodung. Auch die Jagd auf die Tiere ist ein Problem [3]. Der zentrale Lebensraum der Rotsteißlöwenäffchen (Leontopithecus chrysopygus) liegt heute in und um den Morro do Diabo State Park, aber auch hier scheinen sie nicht sicher zu sein, denn nach dem Bau eines Wasserkraftwerks in den frühen 1980er Jahren wurden 5% der Parkfläche überschwemmt [6]. Die restlichen Populationen der Rotsteißlöwenäffchen leben seit einiger Zeit isoliert, und Studien haben gezeigt, dass die genetische Vielfalt als Folge von Inzucht extrem gering ist [6]. Inzucht kann die Fitness einer Populationen in Bezug auf das Überleben, die Fähigkeit zur Reproduktion und das Wachstum reduzieren und ist daher bei dieser Spezies ein Anlass zur Sorge.


Schutz

Ein langfristiges Programm zur Erhaltung der Rotsteißlöwenäffchen (Leontopithecus chrysopygus) und zur Förderung der Umweltbildung ist im Gange [6]. Eine wichtige Maßnahme wird sein, Wanderungen von Individuen zwischen den isolierten Subpopulationen zu ermöglichen, um die Auswirkungen der Inzucht bekämpfen zu können. Dies kann durch die Umsiedlung von einzelnen Rotsteißlöwenäffchen (Leontopithecus chrysopygus) erfolgen, oder durch die Schaffung von Korridoren zwischen isolierten Lebensrauminseln, um Bewegungen zwischen den Populationen [3] zu erleichtern. Korridore sind bereits gepflanzt und einige Umsiedlungen haben stattgefunden [6]. Derzeit gibt es etwa 100 Individuen in Gefangenschaft, das ist zu wenig, um genetische Variationen zu erhalten, deshalb müssen den Zoos von Zeit zu Zeit Wildfänge zugeführt werden [6].

Die Weltnaturschutzunion (IUCN) klassifiziert diese Primaten als stark gefährdet (Endangered) und das Washingtoner Artenschutzübereinkommen listet sie in Anhang I [1][2].


Literatur

[1] IUCN Red List (October, 2002; [2] CITES (January, 2002); [3] Animal Info (January, 2002); [4] Primate Info Net (January, 2002); [5] Macdonald, 2001; [6] Padua, C.V. and Padua, S.M., 2000

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