Gelbschwanzwollaffe
Der Gelbschwanzwollaffe (Oreonax flavicauda) ist ein Primat aus der Gruppe der Neuweltaffen. Er kommt nur in einem sehr begrenzten Gebiet im Osten Perus vor und ist vom Aussterben bedroht. Schätzungen aus den Jahren 2000 und 2004 zufolge gibt es in freier Natur weniger als 250 Gelbschwanz-Wollaffen. Sie bewohnen montane Nebelwälder der peruanischen Anden in Höhen von 1.500 bis 2.700 m.
Taxonomie
Gelbschwanz-Wollaffen wurden in der Vergangenheit zur Gattung Lagothrix (Wollaffen) gezählt, neuere Forschungen deuten aber darauf hin, dass sie enger mit den Klammeraffen (Ateles) verwandt sind. Heute führt man diese seltenen Primaten meist in einer eigenen Gattung mit Namen Oreonax.
Alexander von Humboldt beschrieb im Jahr 1802 als erster westlicher Wissenschaftler die Gelbschwanzwollaffen (Oreonax flavicauda). Danach hörte man kaum mehr etwas von diesen Affen, bis sie von einer Expedition im Jahr 1974 wiederentdeckt wurden, und damit Befürchtungen ausgeräumt wurden, die Art sei bereits ausgestorben. Die Population aus dem Jahr 1974 lebte im Nordosten der Region Cajamarca, im westlichen Teil der Region Amazonas und im östlichen Teil der Region San Martin in den nördlichen Anden von Peru, alle in der selben Gegend, wo sie auch zuvor gesichtet worden waren (Mittermeier et al. 1975). Im Jahr 2000 wurde bekannt, dass Gelbschwanz-Wollaffen nur an diesen wenigen Orten in den montanen Nebelwäldern der peruanischen Anden vorkommen.
Aussehen
Die Gelbschwanz-Wollaffen (Oreonax flavicauda) sind nach dem kleinen gelben Streifen an der Unterseite des Schwanzes benannt, lassen sich aber von anderen Wollaffen leichter unterscheiden durch die hervorstehenden, gelben Hodenbüschel der Männchen und weniger hervorstehenden Vaginalbüschel der Weibchen. Erkennen kann man sie auch an ihrem langen, dunklen rötlich-braunen Fell, das an der Unterseite etwas heller ist, und den weißen Haaren um den Mund. Gelbschwanz-Wollaffen (Oreonax flavicauda) erreichen eine Kopf- Rumpflänge von etwa 51 bis 69 cm, der Schanz ist 60 bis 72 cm lang, und das Gewicht variiert von 5,5 bis 10,8 kg. Das Gesicht ist nackt und fast schwarz.
Gruppenleben
Gelbschwanz-Wollaffen (Oreonax flavicauda) leben in Gruppen unterschiedlicher Größe, angefangen von lediglich vier Individuen bis zu 30 in einigen Gegenden. Diese variablen Gruppengrößen könnten mit der Änderung des Nahrungsangebots während des Jahres zusammenhängen, so schließen sich kleinere Gruppen möglicherweise zu größeren Verbänden zusammen, wenn reichlich Nahrung vorhanden ist. Die Gruppen bestehen aus mehreren erwachsenen Männchen und Weibchen sowie deren Nachkommen. Obwohl man davon ausgeht, dass jede Gruppe von einem einzigen dominanten Männlichen geführt wird, gibt es wenig Anzeichen für Wettbewerb unter den Gruppenmitgliedern. Die Reviere der Gelbschwanz-Wollaffen sind vermutlich relativ groß, was möglicherweise auf die Schwierigkeiten bei der Nahrungssuche in ihrem begrenzten Lebensraum zurückzuführen ist.
Ernährung
Die Nahrung der Gelbschwanz-Wollaffen besteht hauptsächlich aus Blättern, Früchten und Blüten, die sie mit saftigen Wurzeln von Epiphyten, Blattstielen und Knospen ergänzen.
Fortpflanzung
Gelbschwanz-Wollaffen (Oreonax flavicauda) haben eine relativ niedrige Geburtenrate. Weibchen gebären in der Regel alle 2 - 3 Jahre ein einzelnes Junges. Die Affen erreichen die Geschlechtsreife mit etwa 4 Jahren. Das Paarungssystem gilt als polygam. Der größte, natürliche Feind der Art ist wahrscheinlich der Puma (Felis concolor).
Gefahren, Bedrohung
Bis in die 1950er Jahre war ihr Lebensraum durch die Unzugänglichkeit der Region relativ gut geschützt. Heute hat der wachsende Druck auf die Wälder durch den Bau neuer Straßen (Fragmentierung), Holzeinschlag, Landwirtschaft und Jagd dazu geführt, dass Gelbschwanz-Wollaffen (Oreonax flavicauda) am Rande des Aussterbens stehen. Wegen seiner geringen Populationsdichte, der geringen Reproduktion und der beschränkten geografischen Ausbreitung sind Gelbschwanz-Wollaffen (Oreonax flavicauda) besonders anfällig für diese Gefahren.
Gelbschwanz-Wollaffen (Oreonax flavicauda) werden nicht nur wegen ihres Fleisches immer noch gejagt (illegal). Ihr samtiges, dickes, langes Fell, ihre Häute und Schädel sowie die gelben Genitalbüschel sind begehrte Trophäen. Die Affen werden erschossen, sobald man sie zu Gesicht bekommt, denn viele Menschen glauben, dass sie ihre landwirtschaftlichen Kulturen zerstören. Leider sind die Affen dem Menschen gegenüber sehr zutraulich, was zur Folge hat, dass die Mütter erschossen werden, um die Kinder auf Märkten als Haustiere zu verkaufen (DeLuycker und Heymann 2007).
Die Weltnaturschutzunion (IUCN) stuft Gelbschwanz-Wollaffen (Oreonax flavicauda) als "vom Aussterben bedroht (critically endangered)" ein.