Kaiserschnurrbarttamarin



Der Kaiserschnurrbarttamarin (Saguinus imperator) ist ein kleiner, baumlebender Primat aus der Unterordnung der Neuweltaffen (Platyrrhini). Er ist vom äußersten Südosten Perus bis nach Nordwest-Bolivien und Nordwest-Brasilien verbreitet.

Dort leben sie in riesigen tropischen Regenwäldern.

Kaiser Wilhelm II. Nach ihm ist der Kaiserschnurrbarttamarin (Saguinus imperator) benannt
Kaiserschnurrbarttamarine (Saguinus imperator) sind nach dem deutschen Kaiser Wilhelm II. wegen ihrers Schnurrbartes benannt, obwohl Kaisers Bart nach oben zeigte

Name

Kaiserschnurrbarttamarine (Saguinus imperator) wurden nach dem deutschen Kaiser Wilhelm II. benannt. Tierpräparatoren machten sich oft einen Spaß daraus, den Schnurrbart wie beim deutschen Kaiser nach oben zu drehen, anstatt sie in natürlicher Weise herunterhängen zu lassen. Der Schweizer Zoologe Emil Goeldi (1879-1917) nannte die Art oft "Kaiser", was eigentlich als Witz gedacht war, aber der Name blieb hängen und bald erhielten die Primaten den lateinischen Namen Saguinus imperator.

Verbreitung

Lebensraum

Kaiserschnurrbarttamarine (Saguinus imperator) leben in lichten, bodentrockenen oder dicht gewachsenen Waldrändern des Amazonasgebiets, die saisonal überschwemmt werden. Ihre Territorien sind zwischen 187 und 250 ha groß, wo sie die meiste Zeit auf Bäumen in Schichten unterhalb 25 bis 32 m Höhe verbringen.

Steckbrief

Aussehen

Kaiserschnurrbarttamarine (Saguinus imperator) erreichen bei einer Kopf- Rumpflänge von ca. 23,4 - 26 cm und einer Schwanzlänge von 35,5 bis - 42,2 cm ein Körpergewicht zwischen 295 - 400 g. Kaiserschnurrbarttamarine (Saguinus imperator) sind hauptsächlich grau grau gefärbt, mit feinen gelben Haaren auf dem Rücken und rostroter Farbe auf der Brust. Die Krone ist silbrig-braun, Hände und Füße schwarz, der Schwanz rötlich-braun. Das auffälligste Merkmal von Kaiserschnurrbarttamarinen (Saguinus imperator) sind jedoch die extrem langen, weißen Schnurrbarthaare, die in zwei Strängen bis auf die Brust herunter hängen und über die Schultern fallen, wenn sich der Affe auf den Rücken legt. Wie die meisten Tamarine, hat diese Art Krallen an Fingern und Zehen mit Ausnahme der großen Zehe, die einen Nagel hat.

Nahrung

Kaiserschnurrbarttamarine (Saguinus imperator) ernähren sich hauptsächlich von Früchten, Insekten und Baumharzen, jedoch gehören auch Blüten und Nektar verschiedenster Baumarten zu ihrem Speiseplan. Durch das geringe Gewicht können sie bei der Nahrungssuche bist zu den Astspitzen laufen, was ihnen gegenüber schwereren Affen einen Vorteil verschafft. Kaiserschnurrbarttamarine (Saguinus imperator) nehmen den Großteil der Proteine durch den Verzehr wirbelloser Tiere wie Heuschrecken, Käfer, Schmetterlinge, Spinnen und Ameisen zu sich. Kaiserschnurrbarttamarine nutzen austretendes Baumharz von Bäumen, die vorher schon von anderen Tieren angezapft wurden. Diese Exsudate der Bäume stellen eine zusätzliche Quelle für wertvolle Kohlenhydrate und Mineralien dar. Kaiserschnurrbarttamarine (Saguinus imperator) erbeuten auch kleinere Wirbeltiere wie Eidechsen, Baumfrösche und Vogeleier.

Gruppenleben

Die Gruppen der Kaiserschnurrbarttamarine (Saguinus imperator) bestehen aus mehreren geschlechtsreifen Affen, darunter auch meist zwei erwachsene Männchen. Die Gruppen sind hierarchisch nach Geschlecht und Alter aufgebaut, wobei die ältesten Weibchen den höchsten Rang bekleiden. Bei Kaiserschnurrbarttamarinen wird Geburtshilfe praktiziert, indem die Jungen in Empfang genommen werden. Beide erwachsenen Männchen helfen bei der Aufzucht des Nachwuchses. Die jüngeren Mitglieder betätigen sich als Träger der Kleinen.

Fortpflanzung

Der Sexualzyklus der weiblichen Kaiserschnurrbarttamarine (Saguinus imperator) dauert etwa 15 Tage, während deren sich das Weibchen mit allen Männchen der Gruppe paart. Nach einer Tragezeit von 140 - 145 Tagen werden 1 - 2 Junge geboren, selten auch drei. Kaiserschnurrbarttamarine (Saguinus imperator) werden im Alter von etwa 16-20 Monaten geschlechtsreif. Die Lebenserwartung liegt zwischen 10 und 20 Jahre.

Beide Männchen helfen in der Regel bei der Geburt des Nachwuchses - wer der beiden der richtige Vater ist, weiß wohl selbst das Weibchen nicht; sie nehmen das Junge in Empfang, nachdem es den Geburtskanal passiert hat, und reinigen es. Die Neugeborenen sind völlig hilflos, haben bereits ein Fell aus kurzen Haaren und wiegen etwa 35 g. Die Mutter säugt den Nachwuchs alle 2 - 3 Stunden für ca. eine halbe Stunde, danach gibt sie die Kleinen an den Vater ab. Die Kleinen werden für etwa 6 - 7 Wochen auf dem Rücken herumgetragen, im Alter von 2 - 3 Monaten werden sie entwöhnt.

Verhalten, Ökologie und Gefahren

Kaiserschnurrbarttamarine (Saguinus imperator) sind tagaktive, sehr anmutige, zutrauliche und verspielte Affen. In Gefangenschaft legen sie sich oft auf den Rücken, in der Hoffnung von ihrem Pfleger gestreichelt zu werden. In freier Wilbahn bewegen sie sich mit schnellen, ruckartigen Sprüngen durch die Bäume fort, ihre Gruppen bestehen aus 2 bis 8, manchmal bis 15 Individuen.

Kaiserschnurrbarttamarine (Saguinus imperator) werden oft beobachtet, wie sie gemeinsam mit anderen Tamarinen auf Nahrungssuche gehen, etwa im südöstlichen Peru, wo sie sich mit Braunrückentamarinen zusammentun. Die beiden Arten haben gemeinsame Territoriumsgrenzen, tauschen Rufe untereinander aus und sind in der Lage ihre Bewegungen zu koordinieren, ohne sich gegenseitig in die Quere zu bekommen. Man nimmt an, dass solche Beziehungen für Kaiserschnurrbarttamarine (Saguinus imperator) und andere Arten vorteilhaft sein können, etwa bei der Erkennung und Abwehr von Fressfeinden oder um effizienter nach Nahrung zu suchen.

Kaiserschnurrbarttamarine zählen zur Beute kleinerer Katzen, Greifvögeln und Schlangen. Die größte Gefahr für diese schönen Affen geht jedoch von der Vernichtung der Regenwälder aus. Mehrere Zoos beteiligen sich bereits an Zuchtprogrammen, um die Tiere zu schützen. Die Populationen der Kaiserschnurrbarttamarine sind rückläufig, die Weltnaturschutzunion (IUCN) stuft die Affen aber derzeit als „nicht gefährdet“ (least concern) ein. Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen listet die Tiere in Anhang II .


Systematik


Literatur

Rowe, N. 1996. The Pictorial Guide to the living Primates

Rylands, A.B. & Mittermeier, R.A. 2008. Saguinus imperator. In: IUCN 2011. IUCN Red List of Threatened Species. Version 2011.1. <www.iucnredlist.org>. Downloaded on 26 September 2011.

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