†Darwinius
Darwinius ist eine Primatengattung, deren 2 Mitglieder ab dem frühen Paläogen (Eozän) im Ypresium lebten, das vor ungefähr 56 Millionen Jahren begann und bis vor 47,8 Millionen Jahren andauerte. Viele Überreste wurden in Deutschland gefunden.
Darwinius ist der Gattungname einer ausgestorbenen Primatenart aus dem Eozän, die man zur Unterfamilie Caenopithecinae innerhalb der Teilordnung Adapiformes zählt.
Die einzige bekannte Art aus dieser Gattung ist D. masillae, deren Überreste in 47 Millionen Jahren alten Gesteinsschichten (Grube Messel, Deutschland) gefunden wurden.
Darwinius masillae
Das bis heute einzige Fossil mit der Nummer PMO 214.214, genannt Ida, wurde 1983 in der Grube Messel entdeckt, einem stillgelegten Schiefer-Steinbruch, der für seine außergewöhnlich gut erhaltenen Fossilien aus dem Eozän Weltruhm erlangte. Bei Ida handelt es sich um ein weibliches jugendliches Tier, das ca. 80–85 % der Körpergröße eines erwachsenen Tieres erreicht hatte, als sie starb.
Physiologie | |
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Gewicht: | ? |
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Ursprünglich waren die Forscher der Ansicht, bei Ida handele es sich um eine primitive Lemurenart, doch vergleichende Untersuchungen ergaben, dass sie auch einige Merkmale von Trockennasenaffen (Altwelt- und Neuweltaffen) besaß. Dies deutet darauf hin, dass es sich um eine Übergangsform zwischen primitiven, lemurenartigen Primaten und höher entwickelteren Affen handeln könnte, einschließlich der Linie, die zum Menschen führt. Denn zwei der wichtigsten anatomischen Merkmale der Lemuren fehlen bei Ida: eine Reihe zusammengewachsener Zähne im Unterkiefer und die auffällige Putzkralle, das ist ein bestimmter Zeigefingertyp. Stattdessen hatte Ida im Gegensatz zu der langen Schnauze der Lemuren ein kurzes Gesicht mit vorwärts ausgerichteten Augen wie Menschen, Fingernägel anstelle von Klauen und Zähne ähnlich jenen der Affen. Die Hände haben fünf Finger, denen gegenüber der Daumen opponierbar wie bei höheren Primaten einschließlich des Menschen ist. Dieser "Präzisionsgriff" erleichterte Ida neben den flexiblen Armen und den relativ kurzen Gliedmaßen das Klettern in den Bäumen und das Sammeln von Früchten.
Die Forscher um den norwegischen Paläontologen Jørn H. Hurum, Universität Oslo, und den Deutschen Dr. Jens Lorenz Frantzen vom Forschungsinstitut Senckenberg stellen Darwinius innerhalb der Primaten in die Gruppe Adapiformes oder Adapoidea, einer vorwiegend im Eozän und Oligozän auf den Kontinenten der Nordhalbkugel lebenden, heute ausgestorbenen Gruppe. Innerhalb der Adapiformes wird er in die Familie der Notharctidae eingegliedert. Die Forscher sind der Auffassung, dass es sich bei Darwinius masillae um eine Übergangsform (oder ein “Missing Link”) zwischen den Feuchtnasenaffen (Lemuren und Loriartige) und den Trockennasenaffen (Neuweltaffen und Altweltaffen), zu denen auch der Mensch zählt, handelt. Darwinius könne jedoch noch nicht als urtümlicher Vertreter der Eigentlichen Affen (Anthropoidea) interpretiert werden.